Seit Wochen dürfen An- und Zugehörige ihre Liebsten in den Pflegeheimen gar nicht, oder wenn ja, nur unter Einhaltung strenger Sicherheitsvorkehrungen besuchen. Immer auch mit zeitlichen Vorgaben .
In den Krankenhäusern versterben Menschen, nicht selten, ohne sich zuvor von den Angehörigen verabschieden zu können. Was für ein seelisches Leid verbirgt sich hinter den letzten Tagen und Stunden. Einsamen, gebrochenen Herzen die dahin scheiden, ohne von einer liebenden Hand gehalten und begleitet zu werden.
Ein von Herzen kommendes, wenn auch zaghaftes Lächeln, verborgen hinter Mundschutzmasken. Ja natürlich, ein Lächeln kann man auch von den Augen ablesen, aber für Menschen mit einer demenziellen Erkrankung wird es oft schon schwer, die lieben An-und Zugehörigen hinter der Maske zu erkennen. Die Stimmen klingen etwas „verzerrt“ und das Ablesen der Laute vom Mund ist nicht möglich.
Und dann ist da noch eine „gefühlskalte“ Sicherheitsmaßnahme – keine Berührung –
Ist es denn nicht eine Selbstverständlichkeit für uns, einem Menschen den man liebt, auch zu berühren. Eine Umarmung zum Gruß, ein „ich drück dich zum Abschied“ . Und wie wichtig ist diese Geste denn erst in Zeiten des Abschieds vom Leben? Ein „fest-halten“ nicht im Sinne von – ich lasse dich nicht gehen, sondern im Sinne von – ich gebe dir so viel Halt in dieser Situation wie du benötigst um das Leben loszulassen.
Wenn die Sprache versiegt ist immer noch Kommunikation möglich, dann nämlich über Berührung. Ein sanftes Streicheln an den Händen, ein vorsichtiges Halten an den Wangen, ein Kuss auf die Stirn ……
Wie aber geht es den An-und Zugehörigen, die mit diesem Schmerz weiterleben müssen. Es ist nun mal Fakt, dass für den Trauerprozess auch der vorangegangene Abschied eine wesentliche Rolle spielt. Wie kann Trauer be-greifbar gemacht werden, wenn es nichts zu be-greifen gibt. Wenn eine Verabschiedung am Krankenbett schlichtweg nicht ermöglicht werden konnte.
Abschiede sind allgegenwärtig, und Trauer in unterschiedlicher Dimension ein ständiger Begleiter. Es ist immer noch ein Tabu in der Gesellschaft und stellt uns vor große Herausforderungen.
Nehmen wir die Trauer in ihrer Komplexität wahr und schaffen wir ein Bewusstsein für „bedürfnisorientiertes Trauern“
Fest entschlossen, aus unterschiedlichen Blickwinkeln meinen Gedanken Raum zu geben. Als DGKP & ehrenamtliche Hospizbegleiterin, als Betroffene Zugehörige und als Trauerbegleiterin.
Trauer , ein dynamischen Prozess mit individuellem Ablauf, der sowohl lähmende als auch kraftvolle Dimensionen aufweist, viele Gesichter hat und für den Trauernden harte innere Arbeit bedeutet, die ihn nicht selten bis an den Rand physischer und geistiger Erschöpfung führt.
Brathun & Adelt (2005, S.28)
„Bedürfnis-orientiertes Trauern“
Ätherische Öle als Säule in den Trauerbegegnungen. Weiterlesen